Beer Tasting, “Sylter Hopfen - Ernte 2013″, Westindien Compagnie Seehandelsges. mbH

Heute machen wir einen Abstecher in den hohen Norden. Genauer gesagt auf die Insel Sylt. Dieses Bier basiert auf der Verwendung von Sylter Hopfen, geerntet im Jahr 2013. Dann wird das Bier auch mit Champagnerhefe vergoren. Man könnte evtl. spekulieren, dass dies mit dem Champagnergenuß auf Sylt sehr eng verbunden ist. Aber bereits viele andere Brauereien (z.B. Pyraser aus Franken oder Die Weisse in Salzburg arbeiten hier auch in gleicher oder sehr ähnliche Richtung). Das Ergebnis ist meist ein mehr an Champagner erinnerndes Getränk, welches aber immer aufzeigt wie vielfältig die Bierwelt neben Vollbier und Dunklem sein kann. Mal sehen wie sich der Sylter Hopfen schlägt. Ansonsten hat die Firma nicht nur Bier, sondern auch Rum, ein Hopfen-Destillat und einen Rum-Likör im Angebot. Alles sehr "seefahrtstypisch". Naja mal sehen.

Die Fakten:
Westindien Compagnie Seehandelsges. mbH, Flensburg (mit Fernglas dürfte man Sylt erahnen können)
"Sylter Hopfen" Ernte 2013
Hefe: Untergährig (zu Beginn), dann Champagnerhefe (Flaschengärung)
Malz: Gerstenmalz, keine weiteren Angaben
Hopfen: Sylter Hopfen (Hopfenanbau auf Sylt seit 2004)
IBU: keine Angaben
Alk.geh.: 7,1%
Stamwürze: 17,6%
Flaschennummer: 8902
Besonderheiten: Das Bier wird wie Champagner in der Flasche gereift und der sich sammelnde Hefesatz am Ende durch Degogieren entfernt. Dazu wird der Flaschenhals "eingefroren". Dann wird die Flasche geöffnet und der Hefepfropfen wird aus der Flasche "geschossen".

Nase:
Der Geruch startet malzig, gefolgt von einer deutlichen Hefe-/Sektnote und knockentrockenen Sektaromen. Ein Hauch Fruchtaromen, die aber schwer zu beschreiben sind finden sich ebenfalls. Typische Bierliebhaber werden hier schon einen Ausstieg suchen. :-) Wir machen aber weiter. Der Geruch ist interessant, obwohl im Vergleich zu "Frizz" aus Salzburg, eher eindimensional. Im Geruch springt einem die Kohlensäure deutlich in die Nase.

Geschmack:
Im Geschmack zu Beginn moussierend. Gefolgt wird das Ganze von einer schönen malzigen Biergrundbasis. Ganz leicht sind Melassearomen mit Säureeinschlag erkennbar. Der Körper ist mittel und die Komplexität auch. Die Aromen sind fein und sophisticated gestaltet. Sylt in a bottle. Überraschenderweise ist die Trockenheit im Geschmack nicht wirklich zu finden. Das Bier ist sogar verdächtig süffig. Eine gewisser Hefehauch (frisch gebackenes Sauerteigbrot) ist erkennbar, aber eben auch leichte Honigtöne.

Abgang:
Das Bier endet malzig mit leichter Honigsüße, einem Schuss Säure (aber nicht zu dominierend). Der Abgang könnte gerne etwas länger sein.

Fazit:
Überraschend ist der Unterschied zwischen doch deutlich säurebetonter Nase und dann einer doch runden und gut trinkbaren Geschmacksentwicklung. Sehr schön handwerklich gemacht. Mit etwas charaktervolleren Malzsorten (evtl. ein Hauch von Rauch- oder Röstmalz beispielweise) könnte noch etwas mehr Leben einbringen. Und ein gewisser Schuss mehr Hopfen würde dem Namen noch mehr Ehre machen. Sonst aber ein schönes Beispiel, dass es neben Vollbier, Dunklem und einer "Halben" auch andere wirklich kreative Tendenzen gibt.

Gelegenheit zum Trinken:
Als schöner Aperitif oder als Sektersatz beim Nachtisch oder zu einem Fischgericht.

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